Im September 2020 hat die Europäische Kommission ihre Retail Payments Strategy (RPS) vorgestellt, die darauf abzielt, die europäische Souveränität im Zahlungsverkehr zu stärken und eine moderne Infrastruktur zu schaffen, die sowohl Verbrauchern als auch Unternehmen zugutekommt.
Ein zentrales Element dieser Strategie ist die SEPA-Echtzeitüberweisung, die es ermöglicht, Zahlungen innerhalb von Sekunden abzuwickeln. Diese Innovation bringt erhebliche Vorteile mit sich, darunter beschleunigte Transaktionen und verbesserte Liquidität, was die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Zahlungsdienstleister erhöht und die wirtschaftliche Autonomie Europas fördert.
Im Oktober 2022 hat die Europäische Kommission einen Gesetzesvorschlag zur weiteren Verbreitung von Instant Payments in der EU verabschiedet. Dieser Schritt verdeutlicht das Engagement der EU, den Zugang zu schnellen und sicheren Zahlungslösungen zu verbessern und die Vorteile des digitalen Wandels im Zahlungsverkehr zu nutzen. Die geplante Verordnung zur Förderung von Instant Payments sieht Anpassungen bestehender Verordnungen und Richtlinien vor, um die regulatorischen Rahmenbedingungen zu aktualisieren.
„Wenn die SMS, die E-Mail oder die WhatsApp-Nachricht nahezu in Echtzeit funktioniert, warum soll eine Zahlung dann noch einen ganzen Tag dauern?“
Aussage Deutsche Bundesbank, März 2016
Zentrale Anforderungen der Verordnung
Die nicht fristgerechte Umsetzung der Verordnung kann finanzielle Sanktionen und einen erheblichen Reputationsverlust nach sich ziehen. Finanzinstitute, die sich als Vorreiter bei der Implementierung von Instant Payments etablieren, können jedoch ihre Position als führende Anbieter stärken und das Vertrauen ihrer Kunden sichern. Dies bietet eine große Chance, sich als moderner und verlässlicher Partner im Bereich der Zahlungsdienstleistungen zu profilieren.
Traditionell wurden Zahlungen über manuelle oder halbautomatische Systeme abgewickelt, die oft mehrere Tage für die Abwicklung einer einzelnen Transaktion benötigten. Dies war auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen, einschließlich der Zeit, die für die manuelle Bearbeitung, den Transport physischer Dokumente und die Abwicklung über verschiedene Banken und manchmal auch internationale Grenzen hinweg erforderlich war.
Mit dem Aufkommen des elektronischen Bankings in den späten 20. Jahrhundert begann eine Ära der Automatisierung im Zahlungsverkehr. Elektronische Überweisungen (Wire Transfers) und Lastschriften wurden effizienter, allerdings waren auch hier Verzögerungen üblich, da die Abwicklung oft in Stapelverarbeitung (Batch Processing) über Nacht stattfand.
Die Entwicklung und Integration von Echtzeitzahlungen (Instant Payments) in die europäische Zahlungsverkehrsinfrastruktur hat seit dem ursprünglichen Zieljahr 2020 erhebliche Fortschritte gemacht. Unter der Schirmherrschaft von Gremien wie dem Euro Retail Payments Board (ERPB) der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) wurden die Weichen für ein umfassendes System gestellt, das Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen rund um die Uhr und an jedem Tag des Jahres ermöglicht
In Asien gab es Echtzeitzahlungen für Kunden schon seit Jahren
Mit 2 Bezahlmethoden werden in China und Südostasien nahezu alle Geschäfts- und Konsumenten-Transaktionen via Echtzeit über alle Vertriebskanäle hinweg abgewickelt
In Nord-Amerika
Deutlich weniger Transaktionsvolumen als in Asien, aber ca. 127 Millionen Mobilfunk-Kunden
In Europa setzte man zunächst auf nationale Umsetzungsstrategien
die jedoch eine direkte Verfügung von empfangenen Geldbeträgen an Geldautomaten nicht ermöglichen konnten, weil das Settlement auf den Konten nicht in Echtzeit darstellbar war.
Bei E-Geld-Lösungen
konnte eine Echtzeitverfügung nur innerhalb von Konten der E-Geld-Lösung oder über Partner abgebildet werden.
Instant Payment repräsentieren die nächste Evolutionsstufe im elektronischen Zahlungsverkehr. Sie ermöglichen die Übertragung von Geldmitteln in Echtzeit, d.h. Zahlungen werden innerhalb von Sekunden, rund um die Uhr und an jedem Tag im Jahr, abgewickelt. Dies bietet sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen erhebliche Vorteile:
Die Implementierung von Instant Payments stellt sowohl technische als auch regulatorische Herausforderungen dar. Auf technischer Ebene erfordern Echtzeitzahlungssysteme eine robuste, skalierbare Infrastruktur, die Hochverfügbarkeit und Sicherheit gewährleisten kann. Diese Systeme müssen eine große Anzahl von Transaktionen gleichzeitig und ohne Verzögerungen bearbeiten können.
Regulatorisch müssen Anbieter von Instant Payment Services sicherstellen, dass sie mit lokalen und internationalen Finanzvorschriften konform gehen. Datenschutz und die Sicherheit der Kundendaten sind dabei von höchster Priorität.
* Kann Empfängerbank Instant Payments Zahlungen nicht verarbeiten, wird die Transaktion im Format einer SEPA Überweisung ausgeführt und Kunde wird hierüber via „Push-Nachricht“ unterrichtet
Heute sind Instant Payment Systeme in vielen Teilen der Welt im Einsatz. In der Europäischen Union ermöglicht das SEPA Instant Credit Transfer (SCT Inst) Schema Zahlungen innerhalb von Sekunden. Ähnliche Systeme gibt es in Ländern wie Großbritannien (Faster Payments), Indien (IMPS) und Australien (New Payments Platform.
Die zukünftige Entwicklung im Bereich der Echtzeitzahlungen könnte noch stärker von innovativen Technologien wie Blockchain und Kryptowährungen geprägt sein, die Potenzial für noch schnellere und grenzüberschreitende Zahlungsströme bieten.
Instant Payments, auch als Echtzeit-Überweisungen bekannt, repräsentieren einen Paradigmenwechsel im Bereich des Zahlungsverkehrs. Aus der Perspektive des Euro Retail Payments Board (ERPB) formuliert, sind folgende wesentliche Merkmale und eine damit verbundene Infrastruktur von Instant Payments hervorzuheben:
Instant Payments sind Teil eines elektronischen Massenzahlungssystems, das auf die schnelle und effiziente Abwicklung einer großen Anzahl von Zahlungstransaktionen ausgelegt ist. Dies umfasst eine breite Palette von Zahlungsarten wie Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen.
Das System ist durchgängig verfügbar, das heißt 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Dies ermöglicht es Nutzern, Zahlungen zu jeder Zeit zu tätigen und zu empfangen, unabhängig von traditionellen Bankarbeitstagen oder -stunden.
Instant Payments gewährleisten ein nahezu sofortiges Interbanken-Clearing, sodass Transaktionen zwischen Banken in Sekundenschnelle verarbeitet werden. Dies trägt zur schnellen Gutschrift von Zahlungen auf dem Empfängerkonto bei.
Das Settlement, also die finale Abwicklung der Zahlung, kann entweder sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, abgesichert durch ein Garantiemodell. Dieses Modell stellt sicher, dass die Zahlung auch bei eventuellen Liquiditätsengpässen der beteiligten Banken durchgeführt wird
Das System setzt keine Grenzen hinsichtlich der verwendeten Zahlungsinstrumente, der Clearingmodalitäten (z.B. Direktabwicklung zwischen Banken oder über Clearinghäuser) oder der Abwicklungsmodalitäten (Nutzung von Geschäftsbanken- oder Zentralbankgeld, Vorfinanzierungsmodelle).
Instant Payments basieren auf dem internationalen Standard ISO 20022, der einheitliche Formate und Protokolle für den elektronischen Datenaustausch im Finanzwesen definiert. Dies fördert die Interoperabilität und Effizienz im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr.
Die Einführung von Instant Payments wird von einer paneuropäischen Governance-Struktur begleitet, die einheitliche Business Rules und Standards vorgibt. Dies gewährleistet die nahtlose und effiziente Abwicklung von Instant Payments über Ländergrenzen hinweg.
Die Bearbeitungszeit für Instant Payments ist extrem kurz. Automated Clearing Houses (ACH) und andere Zahlungsinfrastrukturen müssen ihre Kapazitäten und Verfügbarkeit ausbauen, um diese schnellen Transaktionen zu unterstützen.
Das Settlement von Instant Payments kann sowohl in Geschäftsbanken- als auch in Zentralbankgeld erfolgen. Die Abwicklung kann sofort oder über ein gesichertes, nachgelagertes Netto-Settlement-System stattfinden, was für zusätzliche Flexibilität im Umgang mit Liquiditätsanforderungen sorgt.