Fachwissen DORA - Vertragsmanagement und die Überwachung von Drittanbietern

Das Vertragsmanagement und die Überwachung von Drittanbietern sind zentrale Bestandteile der DORA-Anforderungen. Eine sorgfältige Vertragsgestaltung, kontinuierliche Überwachung und die Implementierung spezifischer vertraglicher Vereinbarungen stellen sicher, dass ausgelagerte Dienstleistungen den Anforderungen an die digitale Resilienz entsprechen.

Die Anforderungen an das Vertragsmanagement und die kontinuierliche Überwachung von Drittanbietern sind wichtig, um Risiken zu minimieren, die Einhaltung regulatorischer Vorgaben sicherzustellen und die Stabilität kritischer IT-Systeme zu gewährleisten.


Vertragsmanagement und Überwachung

Vertragsgestaltung

Eine sorgfältige Vertragsgestaltung mit Drittanbietern bildet die Grundlage für eine effektive Zusammenarbeit und die Sicherstellung der digitalen Resilienz. Die Verträge sollten enthalten:

  • Klare Sicherheitsvorgaben
    Regelmäßige Testberichte und die Einhaltung definierter Sicherheitsstandards sollten ausdrücklich vereinbart werden.

  • Verpflichtung zu Transparenz
    Drittanbieter müssen verpflichtet werden, relevante Informationen über Sicherheitsvorfälle und Testergebnisse zeitnah bereitzustellen.

  • Verankerung von Resilienzanforderungen
    Anforderungen an die digitale Resilienz müssen klar spezifiziert und vertraglich festgelegt werden.

Kontinuierliche Überwachung

Die Überwachung der Leistungen und Sicherheitsstandards von Drittanbietern ist unerlässlich, um deren Einhaltung der vertraglich vereinbarten Anforderungen sicherzustellen:

  • Prozessimplementierung
    Etablierung von Prozessen zur laufenden Überprüfung der Leistungen und Testergebnisse.

  • Überwachung der IT-Sicherheit
    Prüfung der Einhaltung der vereinbarten Sicherheitsstandards und Identifikation potenzieller Schwachstellen in den Systemen der Drittanbieter.

Compliance-Sicherstellung

Die Einhaltung regulatorischer Vorgaben erfordert eine kontinuierliche Prüfung der Berichterstattung von Drittanbietern:

  • Regelmäßige Audits
    Überprüfung von Testberichten und Sicherheitsmaßnahmen auf Konformität mit gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen.

  • Dokumentation
    Sicherstellung einer lückenlosen Dokumentation, um im Rahmen von Prüfungen durch Aufsichtsbehörden jederzeit auskunftsfähig zu sein.

Risikomanagement

Auch bei der Auslagerung von Dienstleistungen an Drittanbieter bleibt das Unternehmen für das Risikomanagement verantwortlich:

  • Kontrolle behalten
    Sicherstellen, dass Risiken identifiziert, überwacht und kontrolliert werden können, unabhängig von der Auslagerung.

  • Risikoreduzierung
    Verträge und Überwachungssysteme so gestalten, dass sie zur Reduzierung operationeller Risiken beitragen.

Erforderliche vertragliche Vereinbarungen mit Drittanbietern

Um den Anforderungen von DORA gerecht zu werden, müssen Verträge mit Drittanbietern spezifische Regelungen enthalten, die die Sicherheit und Resilienz der ausgelagerten Dienstleistungen gewährleisten.

Sicherheitsaudits

Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen und Berichterstattungen müssen ausdrücklich vertraglich vereinbart werden:

  • Auditpflicht
    Drittanbieter verpflichten sich zu regelmäßigen internen und externen Sicherheitsaudits.

  • Berichterstattung
    Ergebnisse der Audits werden dokumentiert und dem Auftraggeber vorgelegt.

SLA-Vereinbarungen

Service Level Agreements (SLAs) sind essenziell, um Verfügbarkeit und Sicherheit der Dienstleistungen zu garantieren:

  • Definition von KPIs
    Klare Festlegung von Key Performance Indicators (KPIs) für die Verfügbarkeit, Wiederherstellungszeit und Sicherheitsmaßnahmen.

  • Sanktionsmechanismen
    Mechanismen zur Sanktionierung bei Nichteinhaltung der SLAs.

Notfallpläne

Die Verankerung von Notfall- und Wiederherstellungsplänen in den Verträgen stellt sicher, dass Drittanbieter auf Störungen angemessen reagieren können:

  • Disaster-Recovery-Pläne
    Vertragliche Verpflichtung zur Implementierung und regelmäßigen Überprüfung von Notfallplänen.

  • Testanforderungen
    Regelmäßige Simulationen von Störungs- und Krisenszenarien, um die Wirksamkeit der Notfallpläne zu überprüfen.

Technische Sicherheitsprüfungen

Regelmäßige Sicherheitsprüfungen sind ein integraler Bestandteil der digitalen Resilienz. Diese Prüfungen können an qualifizierte Drittanbieter delegiert werden, die über spezialisierte Expertise und Werkzeuge verfügen, um umfassende Tests durchzuführen:

  • Penetrationstests
    Simulierte Cyberangriffe, um potenzielle Schwachstellen in der IT-Infrastruktur, Anwendungen oder Netzwerken zu identifizieren und zu bewerten.

  • Schwachstellenanalysen
    Systematische Überprüfung der IT-Systeme auf bekannte Sicherheitslücken, die von potenziellen Angreifern ausgenutzt werden könnten.

  • DoS-Tests
    Simulation von Denial-of-Service-Angriffen, um die Widerstandsfähigkeit des Systems gegenüber Überlastungsangriffen zu bewerten und Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten.

Kontinuitäts- und Wiederherstellungspläne

Die Auslagerung kritischer IT-Systeme oder Anwendungen an Drittanbieter erfordert eine klare Verteilung der Verantwortlichkeiten im Hinblick auf Business Continuity und Disaster Recovery:

  • Disaster-Recovery-Pläne
    Drittanbieter sind für die Entwicklung und Umsetzung von Strategien verantwortlich, die die Wiederherstellung der IT-Systeme nach schwerwiegenden Vorfällen gewährleisten. Diese Pläne umfassen Maßnahmen zur Datenwiederherstellung, System-Rekonfiguration und Kommunikationsstrategien während eines Notfalls.

  • Business-Continuity-Tests
    Drittanbieter müssen sicherstellen, dass die Kontinuitätspläne regelmäßig getestet werden, um ihre Funktionalität und Wirksamkeit zu überprüfen. Ziel ist es, den Geschäftsbetrieb auch während eines Notfalls oder einer Unterbrechung aufrechtzuerhalten.

  • Vertragliche Verpflichtungen
    Diese Verantwortlichkeiten sollten in vertraglichen Vereinbarungen klar geregelt sein, einschließlich regelmäßiger Testberichte und Auditierungen durch den Auftraggeber.

Cloud-basierte Systeme

Cloud-Dienste stellen im Finanzsektor eine besondere Herausforderung dar, da die Verantwortung für bestimmte Sicherheits- und Resilienzmaßnahmen beim Cloud-Anbieter liegt. DORA verlangt klare Regelungen und Kontrollmechanismen, um die Sicherheit und Verfügbarkeit von Cloud-basierten Systemen zu gewährleisten:

  • Technische Sicherheitsarchitektur
    Der Cloud-Anbieter ist für die Implementierung und den Betrieb einer sicheren Infrastruktur verantwortlich, einschließlich Netzwerkschutz, Datenverschlüsselung und Zugriffskontrollen.

  • Datenwiederherstellung und Backups
    Die regelmäßige Sicherung und Wiederherstellung kritischer Daten liegt in der Verantwortung des Cloud-Anbieters. Unternehmen sollten sicherstellen, dass diese Prozesse zuverlässig funktionieren und getestet werden.

  • Transparenz und Audits
    Cloud-Anbieter müssen regelmäßige Berichte über ihre Sicherheitsmaßnahmen und Tests bereitstellen. Unternehmen sollten sicherstellen, dass diese Berichte den regulatorischen Anforderungen entsprechen.

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